Die Nachricht über ihre bevorstehende Schwangerschaft überbringt Maria ein Engel. Ein realer Bote Gottes spricht lebensveränderte Worte mitten in Marias Alltag hinein: „Du hast Gnade bei Gott gefunden! Du wirst schwanger werden…“ (Luk. 1, 31)
Bisher hatte sie in aller Stille ihrem Herrn gedient und die Verbindung mit Ihm im Gebet gesucht und nun erlebt sie vermutlich zum ersten Mal diese direkte Ansprache Gottes. Plötzlich steht ihr eine gewaltige Aufgabe bevor, der sie sich mit Leib, Seele und Geist stellen muss...
Maria versucht einen Einwand, aber Gottes Plan ist bereits vollkommen. Ihre Bedenken hinsichtlich des Kindsvaters sind schnell beseitigt. Seine Souveränität wischt alle Zweifel weg. „Fürchte dich nicht!“ Mit meiner Hilfe wirst du bestehen!
Und Gott wartet, ob Maria sich Ihm hingibt. Wird sie sich auf Ihn einlassen? Wird sie sich gebrauchen lassen? "Ich will ganz für Gott da sein. Es soll geschehen, wie du es gesagt hast." Luk. 1, 38
Halleluja! Sie ist bereit. Sie stellt eigene Ansprüche zurück. Sie wird Mutter. Nicht weil sie es schon lange wollte, sondern weil Gott es will. Ganz bewusst hat Er sie auserwählt. Er hat einen vollkommenen Plan und sucht Menschen, die sich dafür gebrauchen lassen. In Maria hat Er ein demütiges Herz gefunden. Und mir scheint, dass Er jeder Mutter gern zuspricht:
Du hast dich in kleinen Dingen als zuverlässig erwiesen, darum werde ich dir auch Größeres anvertrauen! Matt. 25, 21
Ihre Liebe und Zugewandtheit zu Ihm, Ihre Schwachheit und ihr Gefühl der Unzulänglichkeit bedeuten Gott viel. Hier kann Er wirklich Wohnung nehmen.
In einem demütigen Herzen bleibt Ihm Raum und Möglichkeit um zu wirken. Maria scheut die Abhängigkeit nicht- im Gegenteil. Ihre Liebe und Ehrfurcht genügen Gott, sie machen es Ihm leicht, Vater zu sein. Sie selbst achtet sich gering und erfährt vollkommene Wertschätzung durch Gott:
Ich bin nur eine einfache Frau, ein unbedeutendes Geschöpf und doch hat Er sich mir zugewandt! Gott hat Großes an mir getan, Er, der mächtig und heilig ist! Sein Erbarmen hört niemals auf, Er schenkt es allen, die Ihn ehren über viele Generationen hin…! (Luk.1, 48- 50)
Bei Gott gibt es sie nicht, die Nur-Mutter: sie hat Gnade gefunden!
Auserwählt und berufen- so macht sich Maria auf den Weg. Sie hat bei Weitem nicht alles verstanden, viele Fragen sind weiterhin offen. Maria ist immer noch unsicher und trotzdem hat sie ihr Ja! zu Gottes Plan gefunden: "Es" soll geschehen, wie Er es will. Unterwegs erfährt sie die Befähigung für ihren Auftrag. Gott braucht zuerst das vertrauensvolle Ja! und ihre ganz Hingabe bevor Er seine wahre Größe zeigt...
Unsere Botschaft als Verein setzt genau dort an: Mut zu machen, zu vertrauen, dass gehorsame Schritte gesegnet werden- dazu laden wir ein!
Nachdem sie die ersten Irritationen und Bedenken losgelassen und sich ganz ihrer Berufung hingegeben hat, wird ihr das Ausmaß dieser bevorstehenden Aufgabe neu bewusst. Wie bei jedem Verliebtsein, verschwinden die Schmetterlinge im Bauch und die Realität holt Maria wieder ein!
Der Engel ist verschwunden und mit ihm die unmittelbare Gegenwart Gottes. Maria steht wieder mit beiden Beinen fest im Alltag und ganz beängstigende Gedanken kommen auf: Wie soll sie ihrem Verlobten erklären, was sich zugetragen hat und was ihr nun bevorsteht? Wie findet man die passenden Worte für etwas, dass sich eigentlich gar nicht erklären lässt, sondern erlebt werden muss? Göttliche Berufung ist mitunter ein schweres Los, auf das man zumeist schlecht vorbereitet ist…
Maria sucht Zuflucht und Verständnis bei Ihresgleichen. Was sie nun am meisten braucht, ist eine Verbündete, die sie versteht. Voll widersprüchlicher Gefühle und staunend über das Unfassbare, wendet sie sich an ihre Verwandte Elisabeth, die ebenfalls schwanger ist. Hier fühlt sie sich verstanden, tankt auf und erfährt Zurüstung. Die beiden Frauen kommen vermutlich ohne viele Worte aus- sie eint dieselbe Herausforderung: beide erwarten (völlig überraschend) ihr erstes Kind- an ihnen geschieht Gottes Wille, sie geben sich hin- in aller Schwachheit und Begrenztheit.
Während Maria versucht, sich gedanklich und praktisch vorzubereiten, kümmert Gott sich um die Rahmenbedingungen: Er wendet sich Josef zu und begegnet seinen Ängsten.
Gott weiß genau, dass er ihn ins Boot holen muss. Dass Maria den Rückhalt ihres Mannes brauchen wird. Und Er weiß auch, wie und wann Er mit Josef zu sprechen hat: im Traum. Auf diese Weise wird Er ihm auch künftig zur Seite stehen und dafür sorgen, dass er seiner Rolle als Vater gerecht wird- Gott handelt allumfassend. Er schaut weiter als wir es je könnten...
Gottes Timing ist perfekt und individuell. Jedes Detail hat Er im Blick, handelt rechtzeitig und auf wunderbare Weise. Marias größte Bedenken um Josefs Reaktion stellen sich als unbegründet heraus- nicht weil sie ihn überreden kann und ihm "die Sache" schmackhaft macht, sondern weil Gott verlässlich ist:
Alle aber, die Gott im Voraus dazu bestimmt hat, die hat Er auch berufen. Und wenn Er jemanden berufen hat, dann sorgt Er auch dafür, dass er vor Ihm bestehen kann. Und wer vor Ihm bestehen kann, dem gibt er Anteil an Seiner eigenen Herrlichkeit! (Römer 8, 30)
Unser Wohlergehen ist Sein Herzensanliegen. Gott weiß genau, was wir brauchen. Er wirft uns nicht ins kalte Wasser, sondern legt sich für uns ins Zeug:
Also: fürchte dich nicht!
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