Gepinkel in der Trinkflasche

Nachdenken über Erziehungsziele

Ich habe ihn wirklich nur 5 Minuten allein im Auto gelassen! Genau in dieser Zeit musste unser Sohnemann ganz dringend Pippi. Die Türen waren alle verschlossen. Was nun? „Glücklicherweise“  fand er die leere Plasteflasche im Kofferraum... Nachdem das Ereignis nun schon ein Weilchen her ist und sich mein spontanes Entsetzen gelegt hat, kann ich über diese Situation immer wieder schmunzeln und bin echt stolz, dass er sich zu helfen wusste!

Genau das ist es, was ich ihm für sein Leben wünsche: dass er mit allen Situationen zu recht kommt und sich nicht gleich in die Hose macht. Ich liebe es, dass er mit seinen 8 Jahren kaum um eine Antwort verlegen ist, dass er aus allem etwas Nützliches baut und jedermann gern zu Hilfe eilt. Er hat ein großes Herz und verschenkt gern.

Aber wird das genügen? Mit welchem Maß wird er da draußen gemessen? Was zählt meine mütterliche Intuition? Mein Blick in sein Inneres? Mein Stolz? Oft genug ertappe ich mich dabei, dass ich vom Kurs abkomme und mich beeindrucken lasse von den Erwartungen der Außenwelt. Von Noten, die verteilt werden, von Urteilen, die gefällt werden, von Normen, die es gilt einzuhalten. Dann baue ich Druck auf, stresse uns und vermittel ihm ein Gefühl der Unzulänglichkeit- wie dumm!

Ich erlebe es als extrem herausfordernd, unseren Kindern ihre Individualität zuzugestehen im Angesicht des Mainstream. Aber ich möchte, dass sie ihren eigenen Kopf haben und benutzen (auch wenn sich manche Idee  als glatter Unfug erweist- bei mir ist es nicht anders...). Dass sie sich für ihre Belange stark machen und für Schwächere eintreten. Dass sie den Mund (oder eine Flasche) aufmachen- auch wenn es unbequem wird. Dazu wünsche ich mir mehr Ermutigung als Mutter anstelle von Verunsicherung. Mehr Zusammenhalt unter Eltern, die das genauso sehen. Weniger Konkurrenz, dafür Mitgefühl und ehrliche Gespräche untereinander. Ich wünsche mehr Eltern, die sich nicht verbiegen, sondern offenherzig hinterfragen, Anteil nehmen und wenn es sein muss auch mal in eine PET pinkeln...

Mich interessiert: Wie geht es dir mit euren Versuchen, die Kinder zu einzigartigen Persönlichkeiten zu erziehen? Welche Widerstände erlebst du? Was macht dir Mut? Du kannst mir gern schreiben: redaktion@nestbau-familie.de

Autor: Romy Richter

und hier noch ein feines Lied...

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