Die, die ich bin

Die größte Herausforderung im Mütteralltag liegt im Aushalten meiner eigenen Person...

Zur Freiheit berufen!

Manchmal habe ich das Gefühl, das Schwerste am Muttersein sind nicht der Schlafmangel, nicht das Alleinsein im Mutteralltag, nicht das Angewiesen sein der Kleinsten auf einen selbst, nicht die Entbehrung von so vielem Wünschenswerten.

Die größte Herausforderung liegt im Aushalten meiner eigenen Person, im Leben mit mir Selbst und meinen Grenzen. Da ist so viel was ich gerne wäre und nicht bin und so viel was ich bin und nicht sein möchte.

Da ist die Stimme in mir, die mir im Alleinsein meines Mutteralltags oft sagt, „Du bist zu wenig.“ Die mir ungnädig all meine un-genügenden Eigenschaften aufzählt. Diese Stimme in mir, die so oft ungebeten redet, wenn ich anderen Müttern begegne oder Zeit mit ihren Kindern verbringe. Diese Stimme, die mir an jeder meiner eigenen körperlichen und seelischen Grenzen begegnet und mir diese vorhält. Diese Stimme, die mich in Situationen, die nicht so sind, wie sie sein sollten, daran erinnert wie die Anderen sind- wie es (vielleicht) besser wäre.

Es ist die Stimme, die so oft flüstert, dass der Wert meines Mutterseins zu gering ist, dass das was ich tue, zu wenig ist und dass es keinen Unterschied für die Entwicklung meiner Kinder macht.

Und es ist genau diese Stimme, der ich nicht mehr zuhören möchte. Denn ihr Blick ist einseitig, verzerrt und lieblos. Sie sieht mich nicht wirklich. Sie sieht nicht, was ich tatsächlich gebe und was es mich manchmal kostet, was ich entbehre, wie ich liebe... Sie sieht immer das Unvollkommene, immer die Differenz zwischen dem was ist und was sein könnte, sie weckt Unzufriedenheit in mir und treibt mich an. Ihr Maßstab ist das Optimum. Sie lebt aus dem Vergleich von Unvergleichbarem. Denn ich bin ich, mein Leben ist mein Leben und ich kann nur sein, die ich bin.

Ich möchte lernen, einer anderen Stimme zu trauen: Gottes Stimme, die mir zuspricht, Sein geliebtes Kind zu sein- bei aller Unvollkommenheit und allen Begrenzungen. Seine Liebe gilt mir und sie trägt mich. Durch sie bin ich frei, die zu sein, zu der mich Gott erschaffen hat! Er freut sich an mir und an meinen Gaben und erlaubt mir, meinen Weg zu gehen und mein Leben fröhlich zu gestalten- als die, die ich bin.

Maria Uebel

veröffentlicht am

zur Übersicht