Ausgewogen bemuttern

Neugeborene sind naturgemäß abhängig von ihrer Mama. Es gibt Mütter, die mit dieser "Ankettung" gut klar kommen- sie sogar genießen- und andere, die unter dem permanenten "Gebrauchtwerden" leiden und sich schwer damit tun, plötzlich so eingeengt zu sein.

Die große Kunst und Herausforderung für eine jede von uns besteht darin, ausgewogen zu bemuttern- sich ausreichend um sich selbst und um die Kinder zu kümmern ohne dass jemand Schaden nimmt. Wer immer zuerst das Wohl der Kinder im Blick hat, gilt zwar als liebevoll und fürsorglich, läuft aber Gefahr, eigene Bedürfnisse zu lange aufzuschieben und mit dem größer werden der Kinder das Gefühl zu bekommen, etwas verpasst zu haben und immer nur herhalten zu müssen...

Auch für die Kinder ist es nur begrenzt sinnvoll, Nabel der Welt zu sein. Sie sollten auch erleben dürfen, dass Mama eine eigene Persönlichkeit ist- mit eigenen Interessen und Bedürfnissen. Warten müssen, verzichten, Kompromisse eingehen sind wichtige Lernfelder im täglichen Miteinander. Mütter, die auch in anderen Lebensbreichen Erfüllung finden, dürfen auf die Wertschätzung und den Respekt ihrer Kinder bauen. Und dennoch: wir Mütter sind erwachsen, reif genug, eigene Bedürfnisse hinten anzustellen, wenn Not am Mann ist. Kinder hingegen sind vor allem in den ersten 2 Jahren kleine Bündel voller Bedürfnisse und Gefühle- unfähig sich selbst zu helfen bzw. sich zu versorgen.

Die richtige Balance zu finden, ist schwer. Mütter, die nur sich selbst im Kopf haben und die Kinder um ihre eigenen Interessen herum organisieren, wirken egoistisch und gelten als "Rabenmütter". Wie schade für ein Kind, immer hinten anzustehen, die Mutter nie ganz für sich allein gewinnen zu können. Vermutlich genießen diese Kinder viel Freiheit, weil die Mutter nicht klammert. Sie werden schnell selbstständig, weil ihnen schon früh viel abverlangt wird. Sie erleben den Prozess des Loslassens aber vielleicht als Losschubsen? Und möglicherweise fehlt diesen Frauen später die Zeit mit ihren kleinen Kindern?

Wie kann es gelingen, den entwicklungsbedingten Bedürfnissen des Kindes gerecht zu werden ohne sich dabei selbst aufzugeben?

einige Fragen zum Weiterdenken:

Weil ich als Mutter so unmittelbar gefragt bin und meine Aufmerksamkeit so lautstark und hartnäckig eingefordert wird, wird es mir auch zur Falle, meine Grenzen dauerhaft zu überschreiten, mich auszuliefern an die Dynamik der Kinder und des Haushaltes und meine Zeit nicht mehr selbst zu gestalten, sondern nur noch der Pflicht nachzukommen. Dann werde ich mehr gelebt als dass ich noch schöpferisch wäre. Ich verliere das Gespür für mich selbst und für meine Würde. Ich merke es daran, dass ich gar nicht mehr sagen kann, was mir gerade gut täte, und dann ist es eigentlich schon zu spät.

Daniela Maschner

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