Bedingungslos lieben

Ich erlebe es immer wieder, dass ein Kind zuallererst geliebt sein möchte, bevor es sich erziehen lässt. Ein Kind, das sich der Liebe seiner Eltern nicht sicher sein kann, wird seinen Gehorsam regelmäßig verweigern bzw. die „gutgemeinten“ Ratschläge ignorieren, belächeln oder insgeheim verspotten. Es fühlt sich lediglich gegängelt, gezerrt und manipuliert und die vermeintlich gute Absicht der Eltern kommt nicht an!

Es lohnt sich deshalb immer, zuerst in die Liebesbeziehung zum Kind zu investieren und sicher zu stellen, dass ein Kind sich wertgeschätzt und geborgen weiß, bevor man es erzieherisch beeinflussen will.

Bedingungslose Liebe heißt, sein Kind in jedem Fall zu lieben- ganz egal, wie das Kind aussieht, ganz egal, welche Gaben, Talente oder Schwächen es hat, ganz egal, ob es unsere Erwartungen erfüllt, und das Schwerste: Ganz egal, was es tut! Je näher wir dem Ideal der bedingungslosen Liebe kommen, desto zufriedener sind wir als Eltern und desto zufriedener wird unser Kind.

Ross Campel

Selbsttest:

Bestimmt kannst du folgende Gedanken aus deinem eigenen Erleben nachvollziehen:

In Zeiten, wo die Familie stark unter Stress, Druck,  Anspannung (…) steht, fällt es schwerer, positiven Einfluss auf die Kinder zu nehmen. Gerade dann hören sie nicht, machen was sie wollen und tanzen einem auf der Nase herum! Sobald sich Kinder hinten an gestellt fühlen, müssen wir damit rechnen, dass ihr Verhalten auffällig wird, die Widerworte zunehmen und vieles von dem, was wir sagen, überhört wird… Haben wir jedoch ausreichend Zeit füreinander und können ausgiebiger auf die individuellen Bedürfnisse eingehen, erleben wir weniger Turbulenzen und Disharmonien!

Ein schlechtes Gewissen…

schwächt die Erziehungskompetenz und verleitet zu Inkonsequenz. Wenn wir als Eltern den Eindruck haben, unseren Kindern nicht gerecht geworden zu sein (z.B. weil wir nur wenig Zeit hatten, auf manche Bitte nicht eingehen konnten oder wollten, weil wir spüren, dass wir dem Kind nicht geben, was es braucht…) macht es unser Auftreten den Kindern gegenüber schwach. Wir sind nachgiebiger, obwohl wir es vielleicht nicht sein wollen, wir sind großzügiger, obwohl ein Nein angebrachter wäre, wir drücken eher ein Auge zu – aus falscher Rücksichtnahme.

Dazu gehört auch, die Kinder öfter zu beschenken anstatt Zeit mit ihnen zu verbringen. Auf Dauer tun wir den Kindern damit keinen Gefallen. Sie sollen Eltern erleben, die wissen, was sie wollen. Eltern die stark sind und ihren Standpunkt vertreten, Eltern die Grenzen setzen zum Wohle der Kinder. Ein Nein zu verteidigen kostet Kraft und Nerven. Eltern, die eine stabile Beziehung zu ihren Kindern pflegen, haben dafür ein gutes Fundament gelegt.

Nach Auffassung des Autors von „Kinder sind wie ein Spiegel“, Ross Campbell, lässt sich sehr viel mühsame Schadensbegrenzungsenergie in der Erziehung einsparen, wenn die Bedingungen für ein liebevolles Miteinander erfüllt sind. Sicher gebundene Kinder brauchen weniger Strafen, weniger strenge Ansprache und weniger autoritäre Führung! Sie kooperieren gern mit ihren Eltern. Ist das nicht ein lohnendes Ziel?

Buchtipp: Kinder sind wie ein Spiegel

Ein Handbuch für Eltern, die ihre Kinder richtig lieben wollen

von Ross Campbell

Francke Buchhandlung, 2011, 144 Seiten

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