Zeit zu zweit

Warum es so schwierig aber wichtig ist...

Kinder haben die wunderbare Gabe, unsere wohldurchdachten Pläne spontan und kategorisch völlig über den Haufen werfen zu können. Dadurch haben wir recht schnell gelernt, dass Leben auch (oder gerade?) schön sein kann, wenn Dinge nicht wie geplant stattfinden. Damit man zur eigenen Silberhochzeit nicht erst überlegen muss, wer der andere am Tisch ist, ist es wichtig, dass Paare sich immer wieder mal Zeit gönnen, in der es sich nur um sie dreht. In der sie sich wieder über ihre Träume oder Wünsche austauschen, kuscheln, schmusen oder einfach Dinge tun, die ihnen Freude bereiten. Als unsere Kinder geboren wurden, bekamen wir den (guten!!!) Hinweis, dass es gut sei, sich ab und an einen festen Abend als Paar zu gönnen. Das haben wir umgesetzt. Dass es aber auch schwierig sein kann, soll folgender Rückblick zeigen:

Der ganz normale Alltag mit kleinen Kindern kann sehr herausfordernd sein. Sie testen ihre Grenzen und ganz nebenbei auch gleich die von Mama und Papa mit Hingabe. Sie wollen ihre neugelernten Worte erproben und dazu müssen Eltern alles wiederholen. Es gab bei uns Tage, da habe ich mich schon am Morgen auf den Moment gefreut, wenn unsere Kinder abends friedlich in ihren Betten schlummerten. Nachdem ich also geduldig jede „Warum“-Frage im Bad beantwortet, alle gefühlten 1000 Kuscheltiere richtig im Bett arrangiert und sämtliche Sonderwünsche („Mama, einen Kuss!“, „Mami,  Licht!“) erfüllt und die Kinderzimmertür leise hinter uns geschlossen hatte, spürte ich Vorfreude in mir aufsteigen. Jetzt konnte es gemütlich werden...

Mein Mann saß auf der Couch. Er hatte schon etwas zu Knabbern bereitgestellt. Dieser Abend würde entspannend für uns beide sein. Alle anstehenden Aufgaben hatten wir verschoben. Heute sollte es nur um uns gehen. Endlich mal wieder Zeit nur zu Zweit. Doch kaum hatte ich mich hingesetzt, meinte ich, etwas gehört zu haben. Das konnte doch nicht sein, oder? Nein, bestimmt hatte ich mich getäuscht. Doch als wir unser langersehntes Gespräch beginnen wollten, wurde deutlich, dass unsere Kinder etwas gegen unseren Plan hatten. Und das war leider kein Einzelfall. Manchmal hatten wir den Eindruck, dass die mühsam errungenen Abende ohne Termine immer gerade die waren, an denen unsere Kleinen krank waren, Zähnchen bekamen oder einfach so nicht schlafen konnten.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: unsere Kinder sind das Beste, was wir jemals bekommen haben. Jedes einzelne ist ganz wunderbar! Und dennoch war die Kleinkindphase mitunter sehr turbulent. Schon die Umstellung darauf, nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für ein hilfloses kleines Menschlein verantwortlich zu sein, ist eine große Herausforderung. Auch das Neu-Einfinden in die Rolle als Nicht-nur-Mama-sondern-auch noch-Geliebte (oder eben nicht nur Papa, sondern auch Partner) ist nicht ohne.

Uns hat es geholfen, die Zeit entspannt zu sehen. Zumindest soweit das geht mit diesen riesigen Augenringen, die sich nach mindestens zwei durchwachten Nächten heimlich unter meine Augen stahlen. Oder der Unfähigkeit, einen Satz mit mehr als zehn Wörtern gedanklich noch verfolgen zu können, weil die Erschöpfung einfach zu groß war. Die Bibel sagt: „Alles hat seine Zeit…“ (Prediger 3,3). Das gilt auch für die Zeiten, in denen wir am Rande der Erschöpfung leben. Die Kleinkindphase ist eine wunderbare Zeit- die uns aber eine Menge abverlangt. Um wirklich als Ehepaar durchzuhalten, benötigen wir Auszeiten, in denen wir die Themen: Stillen, Windeldermatitis, oder ähnliches ausklammern können. In denen es wieder um unsere Träume, Hoffnungen und Sehnsüchte geht. Vielleicht ist es schwierig, gleich einen Tag nur zu zweit unterwegs zu sein, aber es findet sich sicher jemand, der mal für eine Stunde mit dem Baby spazieren geht. Wir fanden es toll, uns mit Paaren zusammenzuschließen, die in einer ähnlichen Situation waren. So konnten wir abwechselnd unsere Kinder betreuen und hatten dadurch ein wenig freie Zeit. Oder man unternimmt einen Spaziergang, bei dem das Kind im Wagen schläft… So ergibt sich vielleicht ein schönes Gespräch. Uns fiel es manchmal nicht leicht, ein Thema zu finden. Dafür gibt es bei Team.F das „Liebesspiel“. Auf streichholzschachtelgroßen Karten steht je eine Frage zu einem Themengebiet, die man abwechselnd beantwortet. Schon nach wenigen Vorschlägen waren wir so vertieft, dass wir die Karten nicht mehr benötigten. Ich musste auch lernen, meinen Perfektionismus zu zügeln. Ich kann nicht alle Dinge 100%ig erledigen. Meine Priorität waren und sind immer meine Kinder. Dadurch konnte es passieren, dass sich die Wäsche eine Woche lang ansammelt, weil die Playmobilburg einfach Vorrang hatte. Gute Freunde sagten mir einmal, dass es doch ein „Zuhause“ sein soll. Dazu gehören auch die Kinder. Also darf auch Kinderspielzeug zu sehen sein. Wir haben einen Grad an Ordnung gefunden, der es uns ermöglicht, alle notwendigen Dinge leicht zu finden und uns wohlzufühlen. Sollte es unserem Besuch einmal nicht ordentlich genug sein, steht es ihm aber jederzeit frei, mit aufzuräumen. Und noch etwas haben wir gelernt: es ist gut, auch mal Hilfe anzunehmen. Das ist kein Zeichen von Schwäche. Die Bibel sagt, dass wir einander dienen sollen. Jeder von uns ist mal Empfänger und dann wieder Geber. Ein Frühjahrsputz mit Freunden macht viel mehr Spaß, geht schneller und schweißt zusammen.

Eins ist noch wichtig: wann immer Eltern sich gemeinsame Pausen gönnen, stärkt das ihre Beziehung. Und sie kehren erholt und gestärkt zu ihren Kindern zurück. Davon profitieren am Ende alle!

Wenn wir Prediger 9,9 („Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne.“) mal als Leitfaden für unsere Ehe nehmen, dann bedeutet das, dass wir intensiv an Zweisamkeit arbeiten müssen. Um das Leben mit meinem Mann genießen zu können, muss ich immer wieder neu herausfinden, was meinen Mann beschäftigt, wo seine Hoffnungen liegen. Dafür brauche ich Zeit und Gelegenheit. Außerdem sagt dieser Vers, dass Ehe eine Genusssache ist. Auch Genuss setzt Zeit voraus, das kann man nicht zwischen Tür und Angel.

Unsere Durchhaltestrategien:

Autor: Jana Badstübner

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