Was meinen Väter zum 3-Jahre-Elternzeitmodell?

Wir haben 5 Väter in ganz verschiedenen Situationen, Berufen, Anstellungsverhältnissen interviewt, die ihre Frauen auf dem Weg der 3-jährigen Elternzeit gern und freiwillig unterstützt haben! Einige haben die Nestbauphase längst überwunden, andere stecken gerade wieder mittendrin...

Warum war es gut, dass deine Frau mit den Kindern zu Hause geblieben ist?

"Für die Entwicklung eines Kindes ist m.E. wichtig, dass es häusliche Geborgenheit und Schutz erfährt, um die späteren Anforderungen einer immer komplexeren und anspruchsvolleren Welt meistern zu können. Ein Spruch von J. W. von Goethe lautet: "Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel". Wenn ein Kind feste Wurzeln entwickeln konnte, so ist es auch in der Lage, mit Flügeln in das Leben zu starten, ohne vom Sturm des Lebens mitgerissen zu werden. Darüber hinaus bin ich selbständig tätig und hierin zeitlich ziemlich eingebunden, so dass ich darauf angewiesen bin, dass meine Frau sämtliche privaten Termine koordiniert die Managementaufgaben in der Familie übernimmt. Hier bin ich gern Arbeiter und gebe die Chefrolle gern einmal ab."

"Für mich ist es ein beruhigendes Gefühl, dass mein Kind bei seiner Mutter ist, da nur sie wirklich weiß, was das Kind im jeweiligen Augenblick benötigt oder was es ängstigt oder was es will. Und nur die Mutter kann in dieser frühen Phase, die Angst besänftigen bzw. das Kind fördern. Gerade im Hinblick auf die Entwicklung des Gehirns im Alter von 1 bis 3 Jahren. Für mich persönlich ist das einfach eine große Sorge weniger."

"Die Bindung an die Mutter in den ersten 3 Jahren sowie die individuelle Betreuung durch die Mutter war und ist uns wichtig."

Warum sollten Mütter das tun?

"Um dem Kind die Chance zu geben, Wurzeln zu schlagen und eine gefestigte Persönlichkeit zu entwickeln, ist es aus meiner Sicht das Beste, dass es in jungen Jahren die Geborgenheit, die Aufmerksamkeit und Liebe erfährt, die eine Mutter besser als eine Kinderkrippe oder auch wir Väter zu geben vermag."

"Mütter sollten zu Hause bleiben, weil nur sie das für das Kind notwendige Gespür besitzen, um ihm eine bestmögliche Entwicklung zu ermöglichen. Mal ganz abgesehen von der Bindung und der Sozialisierung in dem Lebensabschnitt."

"Es scheint mir in den ersten 3 Jahren unmöglich, dass Mütter beruflich arbeiten ohne dass einer in der Familie dabei zu kurz kommt."

"Uns ist bewusst, dass die ersten Jahre entscheidend für das ganze Leben sind. Was man da nicht in die Kinder investiert, geht später wahrscheinlich nie mehr. Der intensive Kontakt der Mutter ist durch nichts zu ersetzen. Und der Vater ist nicht weniger wichtig."

Inwiefern hat es sich gelohnt? Welche „Früchte“ erntet ihr?

"Von Früchten zu sprechen, erscheint mir aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren auf das Verhalten eines Kindes noch zu vage, allerdings habe ich zumindest den Eindruck, dass unsere Kinder psychisch gefestigter sind als manche aus ihrer Altersgruppe. Beispielsweise haben sie nach meinem Empfinden geringere Berührungsängste und ein höheres Selbstwertgefühl."

"Für die Zukunft erhoffe ich mir, dass die Kinder erkennen, dass sie für uns so wichtig waren, dass man auch auf einige Annehmlichkeiten und Entfaltungsmöglichkeiten verzichtet hat. Vielleicht bekommt man dies im Alter einmal zurück. Schön und wünschenswert wäre es auf jeden Fall."

"Wir haben im Allgemeinen liebe Kinder. Jedoch sind die durch die Kinder- aufbewahrungseinrichtungen (Kiga) entstehenden Probleme und Konflikte eine starke Belastung für die Familie."

"Unsere Kinder sind Prachtkinder. Sie entwickeln sich zu richtigen Persönlichkeiten!"

"Wir haben liebe, ausgeglichene Kinder."

Welche Vorteile hattest du persönlich davon, inwiefern habt ihr als Familie profitiert?

"Ich hatte den Vorteil, dass ich nicht nur notwendige zeitliche Freiräume für meinen anspruchsvollen Beruf erhalten habe, sondern meine Kinder auch in sehr guten Händen wusste. Darüber hinaus bin ich dankbar, in meiner Frau immer eine gute Zuhörerin und Ratgeberin zu haben. Die Familie insgesamt hat den Vorteil, dass es kein Kompetenzgerangel oder Gezänk über die Verteilung der Aufgaben zwischen den Eltern gibt."

"Die Vorteile sind das entspannte Verhältnis im Tagesablauf und im Umgang miteinander."

"Meine Frau ist ausgeglichen, ich brauche mich nicht oder nur wenig im Haushalt kümmern, wir haben mehr gemeinsame Zeit."

"Den Rücken frei für die Arbeit durch eine starke Familienmanagerin zu Hause."

"Ich hatte mehr Zeit für alle Aufgaben drumherum und einfach auch Zeit für die Kinder."

Was sollte „frau“ beachten, wenn sie „nur“ zu Hause arbeitet? Was ist dir als Mann dabei wichtig?

"Meine Frau ist nicht nur Mutter und Familienchefin, sondern darüber hinaus ehrenamtlich sehr engagiert und eingebunden. Von daher ergeben sich vielfältige Aufgaben und Entfaltungsmöglichkeiten. Selbstverständlich ist es für mich als Ehemann wichtig, eine gut gebildete und allseits interessierte Frau zu haben, die eben nicht nur im Haus bewandert ist, sondern auch die Geschehnisse im Ort, im Land und in der Welt aktiv mit verfolgt und sich hierzu eine eigene und fundierte Meinung bildet. Die Zeit der Familienarbeit ist auch immer zeitlich beschränkt auf die Zeit, in denen die Kinder klein sind und ihre Mutter vollständig benötigen. Diese Zeit in die Kinder zu investieren, ist nicht vergebens, sondern eine sehr anspruchsvolle Leistung, die durchaus Kompetenzen vermitteln kann für spätere berufliche Herausforderungen."

"Die Mutter sollte beachten, dass die Welt sich weiter dreht. Sie sollte und muss den organisatorischen Tagesablauf planen-zumindest grob. Mir ist dabei wichtig, dass ihrerseits auch die Ehebeziehung gepflegt wird in dieser aufopferungsvollen Zeit."

"Sie sollte ausreichend soziale Kontakte pflegen."

"Sie sollte trotzdem das Recht auf ihre Freiräume einfordern."

"Hausarbeit und Kindererziehung sind die schwersten Arbeiten überhaupt, aber auch die wichtigsten und wertvollsten. Mann sollte Frau darin ermutigen und stärken."

Wie rechtfertigst du dich vor Kollegen, z.B.?

"Ich muss mich nicht mehr rechtfertigen, denn dafür haben wir mittlerweile zu viele Kinder. Vorher benötigt man schon ein bestimmtes Maß an Standfestigkeit, um dieses Familienmodell auf Zeit zu wählen."

"Ich musste mich bisher noch nie dafür "rechtfertigen", es wird darüber wenig gesprochen aber für eine konstruktive Diskussion bin ich immer bereit."

"Ich erkläre die Gründe."

"Kinder in die Welt zu setzen, um sie dann so schnell als möglich wieder loszuwerden ergibt für mich keinen Sinn. Da müssen schon die Eltern ran. Aus meiner Sicht gilt in den ersten Jahren auch, dass man Erziehung selbst machen muss, wenn man Qualität haben will."

Inwiefern ist oder war das Alleinverdienen für dich eine Herausforderung?

"Anfangs bedurfte der geringere Verdienst durchaus eine Abwägung zwischen Investition in die Kinder (ohne Entgelt) bzw. Investition in andere Güter (Haus, Auto, Reisen etc.). Hier erschien uns die Investition in die Kinder jedoch als zukunftsfähiger, nachhaltiger und gewinnbringender - und sie wurde auch dadurch gesegnet, dass wir aktuell nicht auf ein zweites Einkommen angewiesen sind."

"Da ich der Hauptverdiener in der Familie bin, war es nicht so das Problem."

"Es war keine Herausforderung für mich."

"Keine, da es von Anfang an so war. Die Ansprüche müssen mit den Kindern wachsen und nicht schon vorher, sonst wird ein Kind immer als Einbuße wahr- genommen."

"Alles hat seinen Preis. Was der Mensch sät, wird er auch ernten."

Welche Entbehrungen habt ihr in Kauf genommen?

"Zeitlich fordern Beruf und Familie berechtigterweise sehr viel und für Urlaube, entspannende Momente zu Zweit oder ruhige Abende ergeben sich sehr geringe Spielräume. Aber vielleicht werden die entbehrungsreichen Zeiten auch später belohnt."

"In den ersten 3 Jahren sind eigentlich nicht direkt Entbehrungen erforderlich."

"An sich keine, wenn man offen gegenüber Kindern eingestellt ist."

"Was ich habe, kann ich ausgeben, was nicht eben nicht. Wenn ich mich für Segnen entscheide, wird Gott auch segnen."

Einmal Hausfrau, immer Hausfrau- wie stehst du dazu? Wie ist deiner Frau der Wiedereinstieg geglückt?

"Die Zeit der Familienarbeit ist aus meiner Sicht zeitlich beschränkt auf die Zeit, in denen die Kinder klein sind und ihre Mutter vollständig benötigen. Diese Zeit in die Kinder zu investieren, ist nicht vergebens, sondern eine sehr anspruchsvolle Leistung, die durchaus Kompetenzen vermitteln kann für spätere berufliche Herausforderungen."

"Alles hat seine Zeit. Der Mensch denkt-Gott lenkt."

"Eine Schwangerschaft und anschließende Erziehungszeit sind immer auch eine Zeit des Wandels oder Umdenkens. So hat meine Frau die alte Arbeit gekündigt und eine Neue begonnen. Und es ist letztendlich ihre Entscheidung, wie sie zum Gelingen der glücklichen  Familie beiträgt."

"Wir sind zuversichtlich und testen gerade, wieviel Zeit bleibt für den Wiedereinstieg in den Beruf neben Familienmanagement und Ehrenamt."

Was sind typisch männliche Aufgaben beim „Nestbau“? Wie gelingt dir die Umsetzung? Hast du Tipps?

"Der Mann sollte für die Familie den Schutzraum geben, nicht das letzte Wort, aber die letzte Verantwortung  haben und sich seiner Verantwortung für das Wohl seiner anvertrauten Familie bewusst sein."

"Ich meine wirklich typische Aufgaben gibt es nicht, es besteht zum großen Teil im Umsetzen der Ideen der Partnerin."

"Finanzielle Absicherung. Papierkrams erledigen. Ressourcen bereitstellen. Mitziehen, z.B. auch mit Elternzeit."

"Aufdringliche Familienmitglieder im Zaum halten, praktische Dinge erledigen z.B. zweckmäßige Wohnungseinrichtung (Wickeltisch, Kindersicherungen usw.)"

Wie können Männer wertschätzen, was ihre Frauen leisten? Wie lebst du diese Wertschätzung?

"Männer sollten ihre Frauen nicht nur ermutigen, sondern sie auch für Ihre Leistungen entsprechend loben und honorieren. Inwieweit mir dies immer gelingt, bin ich mir nicht so sicher."

"Männer können nicht wirklich wertschätzen was die Mutter leistet aber sie sollten es sich natürlich immer wieder bewusst machen, was in der heutigen stressigen Zeit natürlich nicht einfach ist."

"Am besten selbst mal ausprobieren, was die Frau leistet. Besonders eindrücklich gelingt das in der Elternzeit."

"Wenn die Frau krank wird, ihre Aufgaben übernehmen. Ab und zu mal einen Blumenstrauß mitbringen, Babysitter anheuern, um einen Spaziergang mit der Frau machen zu können. Zeit nehmen zum Reden (soll gut sein...), Freiräume schaffen, dass die Frau Zeit für sich hat."

Was würdest du jungen Männern mit auf den Weg geben, die Familie gründen wollen?

"Nehmt Verantwortung wahr, sagt ja zu eurer Frau und zu gemeinsamen Kindern, anstatt eure besten Jahre mit eher unwichtigen Sachen zu vergeuden."

"Fang möglichst zeitig damit an. Je älter man wird, desto weniger hält man den Kinderlärm aus..."

"Erst Kinder, dann Status/Luxus. Schwimmbrille aufsetzen, um gegen den Strom zu schwimmen. Vergegenwärtigt euch, dass Kinder das herausforderndste Abenteuer sind, das ihr je erleben könnt und dass sich ihre sozialen Kompetenzen gegenüber ihren Altersgenossen schlagartig vervielfachen."

"Man sollte aufpassen nicht zu viel Tipps zu geben, denn es sind eigene Erfahrungen, die auch nur zu einem selbst und der eigenen Situation gepasst haben. Aber ein Tipp trotzdem: Höre auf dein Bauchgefühl! Das müssen wir wieder lernen!"

"Gut vorbereiten z.B. durch Literatur, Vorträge, Freunde, die Väter sind. Bewusst machen, was auf einen zukommt- wie Fahrschule: erst Theorie, dann Praxis."

Was macht einen guten Vater aus?

"Dass er seine Kinder ermutigt und bestärkt, sie im Glauben an Gott erzieht und sie als Persönlichkeiten wahrnimmt, die sich entfalten möchten."

"Ein guter Vater liebt seine Kinder so wie sie sind, er muss Zeit haben für sie und sie begleiten! Denn wie eine Indische Weisheit sagt: Deine Kinder sind nicht deine Kinder! Es ist  die Sehnsucht des Lebens nach sich selbst. Also der Schöpfung."

"Er nimmt sich Zeit für seine Kinder."

"Da sein. Zeit für die Kinder haben."

"Eine gute Beziehung zum himmlischen Vater und das Kennen und Anwenden der Anweisungen und Tipps die Er uns in Seinem Wort gibt. Das gibt dem Charakter die nötige Form, dazu Kraft und Weisheit."

Inwiefern haben dich deine Kinder geprägt oder verändert?

"Extrem. Sie halten Dir den Spiegel vor und zeigen Dir wie Du bist. Sie machen das nach, was Du vormachst, auch die Eigenschaften, die man an sich selbst nicht mag. Sie halten jung und fordern zu Einfallsreichtum und Kreativität heraus."

"Ich habe fast keine Haare mehr auf dem Kopf und im Bart tummeln sich graue Haare. Im Ernst: Meine Kinder haben mich gelehrt, mit Lob und Anerkennung anderen gegenüber nicht so sparsam umzugehen."

"Kinder sind immer ehrlich bis sie von den Erwachsenen lernen die Wahrheit zu beugen! Kinder sind wunderbar langsam. Kinder sind dankbar. Kinder lieben ihre Eltern ohne Ansehen. Kinder vertrauen. Kinder fordern ein, das Leben zu genießen. Jedes Kind ist einmalig, sie werden nur später gleich gemacht..."

"Kinder können echt vergeben. Auch nach dem größten Streit kommen sie nach kurzer Zeit wieder zu mir als wäre nichts gewesen."

"Herausforderung ist, verantwortlich gute, sinnvolle Entscheidungen zu treffen- in dem Falle für die Kinder, Verzicht lernen zum Wohle der Kinder/der Frau, Selbstbeherrschung lernen in Stresssituationen."

Wie habt ihr eure Paarbeziehung gepflegt als die Kinder noch sehr klein waren? Gibt es Tipps?

"Wir haben einfach mit den Kindern etwas unternommen und auch hierin Glück und Freude in unserer Paarbeziehung erlebt."

"Wir haben unsere Paarbeziehung zu wenig gepflegt." (= Mehrfachnennung, Anmerkung der Redaktion...)

Welches waren die größten Herausforderungen für dich als frischgebackenen Vater?

"Die größte Herausforderung ist sicherlich die Anpassung an den geänderten Rhythmus. Man muss sich ganz auf den Rhythmus einlassen und schon bald wird sich alles wieder ordnen."

"Weniger Schlaf, weniger Freizeit, weniger Ruhe."

"Die Nächte. Später hat die Erfahrung getröstet, dass alles nur Phasen sind..."

"Die ganze Umstellung auf einen neuen Mitbürger, die Mutterrolle der Frau (das Kind hat viel Aufmerksamkeit), die Anteilnahme der Umgebung koordinieren...das hat schon was."

Wie wichtig waren dir Vorbilder? (Freunde, Kollegen, Personen aus der Familie/ Gemeinde…) Gab es sie?

"Vorbilder waren mir immer sehr wichtig. Ich habe gezielt danach Ausschau gehalten, wie andere Familien mit mehreren Kindern Familie leben und gestalten. Für die Ausgestaltung unserer Familienkonstellation mit                 derzeit 6 Kindern sind die Vorbilder jedoch leider rar gesät. Eher belastend finde ich die Vielzahl von Erziehungsratgebern, die uns manchmal eher unmündig machen und die innere Kenntnis über die richtige Herangehensweise für ein Problem einer standardisierten Erziehungsmode unterwerfen."

"Ich hatte nicht direkt Vorbilder, da man sich im Vorfeld ja auch nicht damit beschäftigt. Man kann auch niemanden zwingen oder überzeugen, es muss das Bewusstsein in jedem selbst reifen!"

"Das wichtigste Vorbild war sicher mein Vater."

"Sicher gab es Vorbilder, aber eher indirekt. Man guckt sich vieles ab und fragt: Wie macht ihr das?"

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Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt...!

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