über Qualität und Rahmenbedingungen

Der rasante Krippenausbau der letzten Jahre und die Inanspruchnahme des gesetzlichen Rechtsanspruches auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr bringen es mit sich, dass es große Qualitätsunterschiede zwischen den Einrichtungen gibt und Theorie und Praxis der optimalen Betreuung für unter 3-jährige Kinder mitunter leider weit auseinander klaffen.

Die größte und offensichtlichste Gefahr besteht darin, dass die meisten Länder über zu wenige qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher verfügen, deren Ausbildung zudem noch veraltet ist. Dass sie überdies auch schlecht bezahlt werden, lässt die Aussichten auf Qualitätsverbesserung alles andere als rosig aussehen.

Über die Qualität der Einrichtungen, die den Entwicklungsbedürfnissen von so vielen ganz verschiedenen Kindern gerecht werden sollten, wird nicht nach fachlichen Kriterien entschieden, sondern je nach Haushaltslage! Und diese Entscheidungen liegen in den Händen von Politikern und Bürokraten: von Politikern, die sich für Kinder eigentlich nur zur Weihnachtszeit interessieren oder von Bürokraten, die sowieso nur befolgen, was ihnen die Politiker einreden.

Jesper Juul

Wir haben bei der Betreuung von Kindern unter sechs Jahren das europaweit niedrigste Qualifizierungsniveau unter den Fachkräften. Folglich können wir den Ansprüchen der Bildungsdebatte nicht gerecht werden. Außerdem gilt bislang bei der außerfamiliären Betreuung fachliche Beliebigkeit. Es genügt, wenn eine Erzieherin verkündet, sie organisiere einen Waldkindergarten.

W.E. Fthenakis

Artikel dazu: "Alle lieb, keine blieb."

Die Deutsche Liga für das Kind hat bereits 2010 in einer Untersuchung festgestellt, dass nur 2% aller Krippen in Deutschland die Note „sehr gut“ verdienen. Die große Masse sei gerade mal ausreichend in der Qualität und ein Drittel eindeutig mangelhaft. (…)

An der schlechten Qualität der Krippen tragen übrigens nicht die Erzieherinnen die Schuld, die dort täglich harte Arbeit leisten. Sie machen das Beste aus dem, was wir ihnen an Rahmenbedingungen stellen. Und zu mehr reicht es oft einfach nicht. (…)

Es arbeiten auch hier nur Menschen und sie haben nur zwei Hände. Die Personalschlüssel in den Krippen sind unwürdig, für die Erzieherinnen und auch für die Kinder. Gerade in den U3 Gruppen sollte sich eine Erzieherin laut Expertenempfehlung um nicht mehr als 3-4 Kinder gleichzeitig kümmern. Tatsächlich liegt der Betreuungsschlüssel in der Realität nicht selten bei 6-8 Kindern pro Erzieherin. Und das in einer Altersklasse, in der Kinder wirklich für alles noch Hilfestellung brauchen. Zwischen Anziehen, Ausziehen, Füttern und Wickeln reicht die Zeit oft nur für Sauber-sicher-satt. Mit Bildung hat dies alles nichts zu tun.

Birgit Kelle

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