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Zweifel am Anfang - Erfahrung räumt sie aus

Erfahrungsbericht von Juliane, 37 Jahre alt, Kinder im Alter von: 8,4

Als ich zum ersten Mal schwanger war, hatte ich außer meiner eigenen Kindheit keine Erfahrung mit Kindererziehung. Ich selbst war Krippen- und Kindergartenkind und dachte, das muss so sein. Als mein Mann erzählte, dass er bis zur Einschulung mit seiner Mutter zu Hause war (sie ist Schulgartenlehrerin und Horterzieherin), habe ich das erste Mal gehört, dass es so etwas gibt. Betreuung bis 6 Jahre zu Hause? Wie komisch!

Bei meiner Hebamme habe ich gelernt, dass man auch mal die Perspektive des Kindes betrachten sollte (Wie verläuft die Geburt aus Sicht des Kindes? -es arbeitet sich heraus und hat auch Stress, schließlich ist die neue Welt ungewohnt laut und hell und fühlt sich anders an).
Als dann noch mein Schwiegervater sagte, dass Kollektiverziehung nicht gut und eine 1 zu 1- Betreuung immer besser (logisch!) ist, habe ich meinen Abschluss in Jura Abschluss sein lassen (als Berufseinsteiger muss man mit Vollzeit + Überstunden ran, wenn man eine Arbeit haben will, für die man studiert hat) und bin zu Hause geblieben- obwohl in meiner Verwandtschaft dafür kein Verständnis bestand (und teilweise noch nicht besteht). Und: ich habe es nicht bereut!

Zweifel hatte ich schon: Kann ich so viel leisten, wie die ausgebildeten Kindergärtnerinnen? Lernt mein Sohn die sozialen Kompetenzen? Fällt mir nicht irgendwann die Decke auf den Kopf? Fehlt nicht die Anerkennung des Berufslebens? Bin ich die Einzige und finde niemanden zum Spielen/ Erzählen für uns? Die Zweifel wurden alle ausgeräumt durch die Erfahrungen, die ich mit meinem Sohn gemacht habe.

Als die Zeit kam, wo die Kinder miteinander spielen, stand er den Kindergartenkindern nicht nach, ja er war sogar verträglicher (er musste ja nie sein Spielzeug verteidigen, so fiel es ihm leichter, abzugeben/ wegzustecken). Klar, der Kindergarten in unserer Nähe macht tolle Sachen z.B. Besuch der Feuerwehr und Theaterspielen- das konnte ich nicht bieten, aber das kann mein Sohn auch später noch in der Schulzeit "nachholen". Der Rest geht zu Hause besser, auch wenn man noch Haushalt erledigen muss. Dabei helfen die Kleinen auch sehr gern, wenn man es ihnen schmackhaft macht (z.B. indem man dabei singt oder sich hinter der aufgehängten Wäsche versteckt -kuckuck!).

Und diese Dinge hat mir niemand gezeigt, es liegt in uns Frauen, wir müssen nur zulassen, dass es zum Vorschein kommen kann. Vertraut euch! Vertraut eurem Bauchgefühl!
Und wenn ihr mal nicht weiterwisst, dann helfen Gespräche mit anderen Müttern, älteren Freundinnen oder der Nestbau e.V. auch Mutti/Eltern-Kind-Kreise, Krabbelgruppen usw. Dort habe ich dann auch andere Mamas getroffen, die es genauso machen und auf den Kindergarten zumindest in den ersten 3 Jahren verzichten. Bei mir dauert der Verzicht bis beide Kinder in der Schule sind, weil die Arbeitszeiten meines Mannes so unregelmäßig sind, dass wir sonst kein Familienleben mehr hätten...
Mein Fazit: Vollzeitmama zu sein ist anstrengend, aber es lohnt sich und jede kann es!

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