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Warum ich 3 Jahre zu Hause geblieben bin

Erfahrungsbericht von Michaela, 30 Jahre alt, Kinder im Alter von: 19 Monaten

Weil die ersten drei Lebensjahre die wichtigsten im Leben eines Menschen sind.
Weil ich keinen Tag davon verpassen möchte.
Weil die Zeit so schnell vergeht (auch wenn mir das im ersten Jahr manchmal nicht so vorkam).
Weil jeder Moment so unendlich kostbar ist.
Weil ich jeden Tag merke, wie sehr meine Tochter mich (und ihren Papa) braucht, um ihren Alltag zu meistern.
Weil ich meiner Familie den nervenaufreibenden und kräftezehrenden Spagat zwischen Berufs- und Familienleben nicht zumuten möchte.
Weil der wunderbare Begriff VEREINBARKEIT für mich ein Luftschloss ist!

Neulich fragte mich jemand: "Wie geht es dir als Hausfrau und Mutter?" Irgendwie irritierte mich die Frage: als Hausfrau sehe ich mich nicht so ganz, da mein Mann und ich uns die Hausarbeit teilen. Bleibt also "NUR-MUTTER" übrig, wie man so schön sagt. Aber was bitte soll das sein?

Anscheinend ist es die gesellschaftlich anerkannte Berufsbezeichnung für den schönsten, anstrengendsten und schlecht bezahltesten Job dieser Welt. Ein Job, dem ich seit über 1,5 Jahren nachgehe (inklusive 9-monatiger Einarbeitungszeit) und ich habe mich entschieden, auch noch mindestens die nächsten 1,5 Jahre als Vollzeitmama tätig zu sein. Und da höre ich es schon: "Wie bitte? Du bist 3 Jahre lang NUR-MUTTER ?!" Ich verstehe die Frage nicht. Muttersein (und Vatersein übrigens auch) ist nicht nur ein "9-to-5-Job", wie man so schön sagt. Man muss 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche präsent sein und nebenbei gibt es auch noch einige andere Dinge zu tun. Das bisschen Haushalt macht sich schließlich auch nicht von allein.

Dieses "NUR" erscheint mir also definitiv fehl am Platz. Ich frage mich manchmal, woher diese Abwertung kommt. Liegt es daran, dass Mütter kein Geld verdienen und ihre Tätigkeit daher in unserer Gesellschaft nicht viel zählt? Ehrenamtliche Tätigkeit wird doch sonst auch gewürdigt. Dafür gibt es sogar spezielle Auszeichnungen und Bürgerpreise etc. Wenn eine Frau ehrenamtlich in einer Kindereinrichtung arbeitet, dann wird das geschätzt. Aber wenn sie ihre EIGENEN Kinder betreut, dann soll sie eine NUR-MUTTER sein???

Ich muss ehrlich sagen, das erste Jahr mit meiner Tochter war anstrengender, als ich es mir vorgestellt habe. Es gab und gibt immer wieder Momente, wo ich an meine Grenzen komme, an mir und meinen Fähigkeiten zweifle, aber das gibt es in jedem Job. Daneben gibt es so viele von diesen unbezahlbaren Momenten. Es ist wunderbar zu sehen, wie die Kleine wächst und jeden Tag Neues entdeckt. Sie ist so neugierig und will überall dabei sein. Inzwischen möchte sie mir im Haushalt helfen, räumt den Geschirrspüler aus, schiebt Wäschekörbe durch die Gegend und läuft mit dem Staubtuch durch die Wohnung.

Es ist schön, mit so einem kleinen Wesen die Welt noch einmal völlig neu zu entdecken.
In meinem Beruf als Erzieherin habe ich über mehrere Jahre hinweg Kinder in ihrer Entwicklung begleitet. Aber beim eigenen Kind ist das ganz anders, schon allein deshalb, weil es ein Luxus ist, sich nur auf EIN Kind konzentrieren zu können. (Obwohl auch das eine Kind manchmal genauso anstrengend sein kann, wie 10 andere ;-) Über eine Krippenbetreuung haben wir nie nachgedacht. Bei dem Betreuungsschlüssel in Sachsen kam das für uns nicht in Frage.
Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich viel Unterstützung und Zuspruch erhalte, was meine Elternzeit betrifft. Mein Mann schätzt es sehr, dass ich so viel Zeit mit unserer Tochter verbringe und auch in meinem familiären Umfeld gibt es viele Mütter, die sich ebenfalls für diesen Weg entschieden haben. Ich weiß sehr gut, dass viele Frauen das ganz anders erleben.

Für mich ergaben sich in der Elternzeit viele neue Möglichkeiten. Ich kann alte Freundschaften pflegen - was im Berufsalltag oft zu kurz gekommen ist. Außerdem habe ich auch viele andere Mütter kennengelernt und es tut so gut, sich austauschen zu können. Es macht mir immer viel Mut, wenn ich merke, dass ich mit meinem Alltagswahnsinn nicht allein bin. Seit Kurzem leite ich einen Krabbel-Kurs und habe viel Freude daran. Außerdem habe ich auch hin und wieder die Gelegenheit, mich ehrenamtlich in der Gemeinde zu engagieren und es ist wirklich schön, ab und zu eine kleine Abwechslung im Familienalltag zu haben ;-)

Es ist nicht immer einfach. Trotzdem bin ich eine fröhliche Mutter, eine dankbare Mutter, eine Wir-kriegen-das-schon-hin-Mutter, manchmal auch eine ungeduldige Mutter und eine gestresste Mutter. Aber auf keinen Fall bin ich eine NUR-MUTTER! Und keine Frau dieser Welt sollte so bezeichnet werden!

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