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Muttersein - Berufung mit Leidenschaft

Erfahrungsbericht von Nancy, 34 Jahre alt, Kinder im Alter von: 9,7,5,2,1

Ich hätte mir nie vorstellen können, Mutter von vielen Kindern zu werden. Mein Ehemann hatte das von Anfang an im Visier und so wuchs ich mit dieser Vision. Ich habe Karriere stehen lassen, meinen Beruf als Bankangestellte aufgegeben und vom ersten Kind an schon gewusst: entweder - oder. So viel das erste Kind an Zeit braucht und man dabei so viele neue Erfahrungen sammeln muss und wird, so brauchen weiter folgende Kinder weniger an Zeit, weil Vieles durch die Praxis, Erfahrung, Timing besser sitzt. In Kinder zu investieren bedeutet: an eigenes Fleisch und Blut weiterzugeben. Wir dürfen diese geschenkten Kinder auch nur eine Zeit lang begleiten, schnell sind sie erwachsen und dann kann man in ihrer Entwicklung nicht mehr mitwirken oder verändern.

Mittlerweile sind es bei uns 5, und ich könnte mir keine schönere, lebenswichtigere Aufgabe vorstellen als rund um die Uhr für die Kinder da zu sein, auch wenn es heißt nie Urlaub zu haben und meine Verantwortung als Köchin, Erzieher, Lehrer, Hausaufgabenhelfer, Tröster, Putzfrau, Manager des Haushaltes, Spielkamerad,... wahrzunehmen.

Ich habe zwar zwischendurch versucht, die Kinder in einem Kindergarten unterzubringen, weil ich dachte, dass ihnen der Umgang mit den Kindern gut tut und sie so für die Schule besser vorbereitet werden, doch das war ein Irrtum. Meinen Kindern wurde das Umfeld bald zu laut und zu eng, es gab keine "stillen" Rückzugspunkte. Der Gang zum Kindergarten wurde eine Qual und ich bemerkte schnell, dass das nicht der richtige Weg sein kann. In der Schule haben sich bereits die zwei Ältesten so gut integriert, dass sie mit zu den Klassenbesten gehören. Es gab bisher keinerlei Lernschwierigkeiten oder Auffälligkeiten im Umgang mit anderen.

Ich persönlich habe noch zu DDR Zeiten den Kindergarten als etwas Grausames in Erinnerung. Darüber spricht kein Kind, manche auch nicht als Erwachsene, die ein Trauma davon erlitten. Mit heute ist das sicher nicht mehr so zu vergleichen; durch meine Sensibilität und die eiserne Strenge der Erzieher wollte ich als Kind sogar kein Kind mehr sein und verlor viel Möglichkeit mich als Kind im Kindesalter richtig mit Freuden ausleben zu können. Ich wurde nur von Ängsten verfolgt. Zum Glück musste ich erst mit 4 Jahren in den Kindergarten, Krippe hätte für mich sicher nur Krankheit gebracht, dafür bin ich meinen Eltern dankbar, aber gerade in der Zeit im Kindergarten brauchte ich meine Eltern ständig, aber sie waren nicht da.

Meine Kinder brauchen mich oft, sie haben Fragen, sie wollen im Haushalt mithelfen, sie wollen raus an die Luft - mit Mama und spazieren gehen, sie wollen lernen wie man kocht, sich um die Tiere kümmern, neue Würfelspiele probieren - aber mal nur mit Mama oder Papa alleine, das geht nicht - wenn die Hälfte des Tages - schon im Kindergarten verbracht wurde. Ich merke und freue mich darüber, wie selbstbewusst meine Kinder sind, viel mehr als ich es heute bin und wie mutig sie in diese Welt hineingehen und Dinge von Anfang an verneinen, die andere für gut verheißen, wenn es um Filme, Spiele, Fantasiefiguren, Bücher geht. Ich bin sehr dankbar für die Kinder und möchte auch weiterhin in jedes Leben investieren, denn diese Seelen sind unendlich kostbar.

Kinder brauchen definitiv klare Grenzen. Bei mir geht es nicht drunter und drüber, es ist alles ordentlich und aufgeräumt und darauf lege ich viel Wert, das lernen meine Kinder mit und so können sie von alleine sehr ordentlich ihren Wäscheschrank einräumen, ihr Bett machen oder das Spielzimmer, oder Küche aufräumen. So ist es nie chaotisch und jeder Tag hat einen geregelten Ablauf, den kennen die Kinder und so haben sie auch nie Stress, sie erledigen ihre Arbeiten sehr gerne. Es braucht festgesetzte Zeiten wie das gemeinsame Essen, das tägliche Spazierengehen, die tägliche gemeinsame Zeit wo man zusammen spielt, vorgelesen wird oder bastelt. So werden sie eines Tages auch verantwortungsbewusste, sichere Erwachsene :-)

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