Sie sind hier: Erfahrungsberichte > von Müttern > Krippe

Folgen des Krippenausbaus für die Atmosphäre einer Kita

Die Entwicklung eines überschaubaren Kindergartens mit wenigen Gruppen zur Kita mit großer Kinderzahl und mehreren Krippen-Gruppen und den resultierenden Folgen haben wir als Familie in der mehrjährigen Kindergartenzeit unserer Kinder zwangsläufig mitverfolgen „dürfen“:

Unsere Kinder besuchten eine Einrichtung in christlicher Trägerschaft. Als unser Ältester im Kindergarten startete, gab es 2 Gruppen mit Kindern ab 3 Jahren, eine ausgesprochen ruhige und familiäre Atmosphäre. Mittagsschlaf wurde im Sommer auf der grünen Wiese unter einem großen Baum im Garten gemacht, es wurde gemeinsam gekocht, gegärtnert, die Stoffbeutel für die Garderobe selbst mit Batik gestaltet. Es bestand eine ausgesprochen vertrauensvolle Atmosphäre zu den sehr wenigen Erzieherinnen, Bezugspersonen standen fest. Die Bedingung für die Einstellung der Erzieher waren ein christliches Bekenntnis, das Spielen eines Instrumentes u.s.w. Es gab einen Sportraum extra zum Turnen. In den Garderoben und sanitären Einrichtungen war genügend Platz. Es gab Bastel-Elternabende in vertrauter Runde, die Eltern kannten sich untereinander.

Mit Einführung mehrerer Krippen-Gruppen stieg der Bedarf an Personal mit einem Mal drastisch. Das Angebot jedoch nicht. Bei den Anforderungen für Neuanstellungen wurden daher mehr und mehr Abstriche gemacht. Bei Personalmangel durch Krankheit z.B. legte man Gruppen zeitweise zusammen (die Türen zwischen Gruppenräumen wurden geöffnet und als „offenes Konzept“ verkauft). Mitunter hatten Praktikanten die volle und alleinige Verantwortung für eine Gruppe, obwohl das nicht zulässig ist. Die Bezugspersonen wechselten und auch die Raumnutzung veränderte sich negativ. Der Turnraum wurde abgeschafft und zu einem Gruppenzimmer umfunktioniert, das Essen nicht mehr gruppenweise und familiär eingenommen, sondern gemeinsam im lauten und vollen Speiseraum.

Als die Gruppenzahl der Einrichtung über 100 stieg, hielt die grüne Wiese dem nicht mehr stand: der Rasen wurde niedergetrampelt und die Kinder spielten in Matsch und Dreck. Waren alle zusammen im Garten, konnte es für Krabbelkinder durch vorbeirasende Laufräder und fliegende Bälle schon mal gefährlich werden. Unser damals bereits 6-jähriges Kind fand es furchtbar, morgens in dieses Gewimmel und Durcheinander abgegeben zu werden. Unser 2. Kind wechselte 2mal das Garderobenbild - für Kinder ein nicht unerheblicher Mangel an Kontinuität. In den Garderoben wurde es immer enger. Vor allem im Winter bedeutete das enormen Stress für Kinder und Erzieher.

Bei Veranstaltungen, wie Martinsumzug oder Bastelelternabend, wurde es unangenehm eng im Haus. Die Eltern kannten sich kaum noch untereinander, alles wurde anonymer. Es mehrten sich kritische Stimmen seitens der Eltern, die den christlichen Einfluss mit Andacht, Gebet u.s.w. als störend empfanden. Die Änderung der Einrichtungssatzung wurde darauhin ins Auge gefasst. Da die Betreuung der Krippenkinder Vorrang hatte (elementare Bedürfnisse mussten schließlich vorrangig erfüllt werden), kamen die „größeren“ Kinder gelegentlich zu kurz. Eine bereits bestehende Vorschulgruppe mit exzellenter Arbeit zweier hochmotivierter und fähiger Erzieher wurde aufgegeben, die besondere Förderung der Vorschulkinder nur noch an einem Wochentag und mit viel Ausfall durchgeführt.
Kritische Erzieher verließen auf merkwürdige Weise und mitunter unfreiwillig das Haus. Das Klima unter den Erziehern kühlte merklich ab. Eine Erzieherin berichtete mir, dass sie sich weigerte, in einer Krippen-Gruppe zu arbeiten, da es ihr „das Herz herausreißen würde“. Auf die negative Entwicklung angesprochen sprach die Leitung von finanziellen Gründen und unumgänglichen Veränderungen bzw. Anforderungen, denen man sich nicht verschließen könne. Wer das nicht vertreten könne, sei fehl am Platz.
Es wurde unmöglich, einen Kindergartenplatz für das drei-jährige Geschwisterkind zu bekommen, da die Krippen-Gruppen voll besetzt waren und geschlossen die neuen Kindergartengruppen bildeten. Ich weiß, dass diese Entwicklung kein Einzelfall ist, aus anderen Einrichtungen wurde uns ähnliches berichtet. Der Auslöser der Negativentwicklung war jeweils die Einführung von Krippen-Gruppen und die damit einhergehende starke zahlenmäßige Expansion.

Schreibe deinen eigenen Bericht