Alternative: Tagespflege

Erfahrungsbericht von Gudrun, 53 Jahre alt, Kinder im Alter von: 29,27,15

In meiner Ausbildung als Kinderkrankenschwester war auch ein Praktikum in einer DDR-Krippe dabei- für mich ein sehr prägendes Erlebnis! Damals habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich meine eigenen Kinder nie in eine Krippe geben werde. In den ersten Jahren explodiert das Werden und Lernen der kleinen Menschen regelrecht - da wollte ich als Mutti unbedingt dabei sein. Und das, was ich dort erlebt hatte, wollte ich meinen Kindern ersparen.

Mit meinem Mann war ich da auf einer Wellenlänge: wir wollten, dass unsere Kinder bis zum dritten Jahr von mir zu Hause betreut werden. Mit Hilfe der Familie habe ich sogar die Bausoldatenzeit und den Umzug gut überstanden.
Mit unserem zweiten Kind lernte ich den Mutter Kind Kreis in der Pauli Kreuz Gemeinde kennen , der von Frau Tetzner sehr liebevoll geleitet wurde. Diese Möglichkeit war ein echter Schatz: wir "Hausfrauen" hatten in DDR Zeiten eine tolle Tankstelle und Austauschmöglichkeit.

Mit der Wende gründeten wir einen eigenen Mutter Kind Kreis in der Matthäusgemeinde - sozusagen als "Multiplikations-produkt". Diese Mütter / Vätertreffen finde ich besonders für die jungen Eltern zum Kontakthalten, Mutmachen und Austauschen wichtig.
Als unser zweiter Sohn (viel zu schnell) 3 Jahre wurde, stand die Frage: zurück in den Beruf als Kinderkrankenschwester? Beide Eltern im Schichtbetrieb?

Mir wurde eine ganz andere Alternative geschenkt: Ich konnte als Hilfskraft halbtags im Kindergarten arbeiten. Später konnte ich dann in Bad Lausick eine Erzieherausbildung absolvieren. Ich habe dann noch in drei weiteren christlichen Kindergärten gearbeitet.
Es hat sich wirklich sehr viel getan und verändert in der Geschichte der frühkindlichen Bertreuung, ich habe sehr viele engagierte, liebevolle Kolleginnen kennengelernt- aber eins ist immer gleich geblieben:

eine Krippenbetreuung ist für die kleinen Mädchen und Jungen richtiger Stress.

Der Personalschlüssel für Erzieher ist in Sachsen unter aller Kanone!
Es gibt unter Erziehern einen hohen Krankenstand, so müssen auch in den Krippengruppen immer mal Vertretungen arbeiten. Viele Erzieher haben Teilzeitverträge, schon deshalb wechseln für die Kinder in der Kita oft die Betreuer.
In einer Gruppengröße von bis zu 12 Kindern oder mehr (!) erleben die Kinder einen sehr hohen Lärmpegel. Bei allem Bemühen und Engagement der einzelnen Erzieher bleibt da wenig Zeit für ein individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse der Kleinen.

Für mich persönlich gibt es dazu eine gute Alternative:
Im letzten Jahr habe ich mich als Tagesmutti selbständig gemacht. Hier erlebe ich eine ganz andere Lebenswelt. Die Kinder erleben eine ruhige Atmosphäre, es gibt die Möglichkeit, auf den individuellen Schlafrhythmus einzugehen, wir entdecken gemeinsam, wir spazieren viel, die Absprachen mit den Eltern sind direkt möglich, ich erlebe Kinder, die gern kommen...

Für mich steht außer Frage, dass eine Betreuung zu Hause am besten ist. Wenn aber der Wunsch besteht oder es notwendig ist, zu arbeiten, dann ist für mich eine passende Tagespflege eine gute Alternative.

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