Du kommst doch bald wieder?

Ich hatte dieses Kind noch nicht einmal im Arm und war schon auf eine Rechtfertigungs-position festgenagelt! Dazu die Erkenntnis: du kannst es keinem recht machen. Meinen Eltern nicht, die sich einen anderen Lebensweg für mich gedacht hatten. Meinen Kolleginnen nicht, die alle älter waren als ich, jedoch kinderlos. Meinen Freundinnen nicht, die alle ebenfalls noch kinderlos waren und von mir am allerwenigsten erwartet hatten, das ich die erste von uns sein würde, die eine Familie gründet. Meine Gefühle, meine Ansichten, meine Wünsche, meine Sorgen - alles veränderte sich durch dieses Kind im Bauch! Ich wurde also Mutter und zum ersten Mal in meinem Leben musste ich mich für eine Entscheidung als Frau rechtfertigen. Mein freier Wille reichte als Argument nicht mehr aus. Ich fand mich plötzlich in der „Heimchen am Herd“ Ecke wieder, zu der ich mich selbst vorher nie gezählt hätte.

Birgit Kelle

Es ist nicht nur eine Frage der Entscheidung. Eltern zu werden ist eine Metamorphose, so wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird - Sie sind noch derselbe Mensch, und doch haben Sie sich vollkommen verändert. Leben heißt wachsen und sich verändern. Sich über sein altes Selbst hinaus zu einem neuen Selbst bewegen, viele Male. Und dabei muss man manches aufgeben.                                                             

Steve Biddulph

Eine weinende Mutter am Telefon…

Sie rief von ihrem Arbeitsplatz aus an. Es war ihr erster Tag nach 4- monatiger Babypause und sie war sehr mitgenommen. Nachdem wir einige Sätze ausgetauscht hatten, versiegten ihre Tränen und sie entschuldigte sich für ihren Gefühlsausbruch. Ihre Stimme hatte jedoch nichts von ihrer Emotionalität verloren. Ihr Problem war, dass sie gerade ihren kleinen Sohn zum ersten Mal allein gelassen hatte, in einer Kinderkrippe ein paar Kilometer von ihrer Arbeitstelle entfernt. Das war schon lange vor der Geburt so geplant gewesen. Aber das Baby war sehr unglücklich, dass es nun bei Fremden bleiben sollte und die Mutter war ebenso unglücklich. Sie konnte sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren und fragte sich, ob sie nicht gerade einen schrecklichen Fehler machte. Wir sprachen ihr Problem durch. Ich habe sie lediglich nach den Gründen für ihre Entscheidung gefragt. Wie die meisten erwachsenen Frauen traf sie die Entscheidung, rasch wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren, aus einem Wust unterschiedlicher Bedürfnisse und Erwartungen vieler verschiedener Menschen heraus. Aber irgendetwas fehlte in diesem Bild: Was wollte sie selbst?

Quelle: Steve Biddulph - Wer erzieht ihr Kind?

Julia Dibbern

Ich glaube, dass Babys es verdienen, dass ihre Eltern nicht nur nachahmen, was „alle machen“, was „eben so ist“, sondern, dass sie darüber nachdenken, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Und ich glaube, dass Babys ein Geburtsrecht haben, ihre biologischen und emotionalen Bedürfnisse so gut wie möglich erfüllt zu bekommen. Und vor allem glaube ich, dass Babys es verdienen, als menschliche Wesen ernst genommen und mit Würde und Respekt behandelt zu werden.

Birgit Kelle

Wir brauchen individuelle Erziehungsstile, verschiedene Wertvorstellungen, wir brauchen die Freiheit, selbst zu entscheiden, was wir für wichtig halten und was wir an die nächste Generation weiterreichen.                                                                                                             

Weiterlesen: Die Qual der Wahl