über verschwundene Mütter, Presselügen, Freiheit und Verantwortung

Artikel von Sabine Mänken

Also: Jeder Spatz – oder besser gesagt jede Zeitung – pfeift es vom Dach: Frauen wollen in die Berufstätigkeit. Und damit kein Zweifel aufkommt, erfahren wir gebetsmühlenartig aus Presse, Rundfunk und Fernsehen, dass es viel zu wenig Kita-Plätze gäbe, um den Frauen ihren Berufswunsch zu erfüllen. Denn spätestens seit Ursula von der Leyen haben alle Frauen gelernt, dass MutterSein und beruflicher Erfolg vereinbar sind.

Genau… da war nämlich noch etwas… Kinder… Doch ich sehe sie nicht… weder in der Presse noch auf den Straßen… Als ich Mutter wurde, habe ich mich noch mit anderen Müttern auf dem Spielplatz getroffen – heute sind die Spielplätze meist leer – im Gegenteil: der Verband alleinerziehender Mütter und Väter bemüht sich in Hochglanzbroschüren zu zeigen, dass die Zeit am Spielplatz für eine Frau verlorene Zeit ist.

Ja, sie sind verschwunden, die Kinder so wie die Mütter – dieses Bild von Zweisamkeit, Beziehung und Fürsorge – verschwunden, um einen Arbeitsmarkt zu bedienen, der sich als Ziel gesetzt hat, möglichst viele Kinder zwischen ein und sechs Jahren in Tageseinrichtungen unterzubringen, um seine Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Ich frage mich nur, ob dies die Folge unserer weiblichen Emanzipation ist oder die Ursache für eine Emanzipation, die schon längst keine mehr ist….

Doch um das zu denken, darf ich eigentlich keine Zeitung lesen. Denn dort wird mir erklärt, dass das Betreuungsgeld die Frau an den Herd zwinge und die Mütter gut daran täten, für ihre Rente vorzusorgen…. spätestens jetzt müsste jeder Leser stutzig werden. Nein? Weil Sie als braver Bürger also doch verstanden haben, dass „Frauen arbeiten wollen und man seine Rente am Arbeitsmarkt verdient.“

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Ich nehme es Ihnen auch wirklich nicht übel. Denn wenn alle so reden, schreiben und denken, ist es nicht leicht, eigentlich fast unmöglich, ein freies eigenes Urteil zu bilden. Wie sehr unser Denken durch das, was schon gedacht und geschrieben wurde, beeinflusst ist, will Mensch nicht gerne reflektieren. Letztlich wäre es ein Eingeständnis in die eigene Unfreiheit, Denkfaulheit und damit in die Macht der Medien.

Ja, ich weiß, Sie wollen mir entgegnen, dass wir Pressefreiheit haben. Doch Freiheit will in Verantwortung auch ergriffen werden. Wenn die Medien sich ihrer demokratischen und Meinungsbildenden Aufgabe bewusst stellen würden, dann könnten doch nicht ALLE denken, dass Frauen arbeiten wollen und man seine Rente am Arbeitsmarkt verdient.

Sie verstehen nicht? Gut, ich muss die Geschichte zu Ende erzählen. Ich habe drei Kinder. Und obwohl diplomierte Volkswirtin war ich gerne zu Hause. Sicher auch für mich und all die wunderbaren bezaubernden Momente, die ich durch das Staunen über das Werden dieser Kinder erfahren durfte. Denn Kinder kommen aus der Zukunft und wissen uns einiges zu lehren. Aber ich bin auch für die Kinder zu Hause geblieben. Eine Gewissensentscheidung im Angesicht der Tatsache, dass mir die Verantwortung für diese Kinder niemand abnehmen kann.

Ja, ich wollte antworten. Auf ihr Bedürfnis nach Nähe, nach Sicherheit und nach freier, schöpferischer und lustvoller Entfaltung. Ich wollte antworten auf ihre Sehnsucht, bedingungslos auf dieser Erde ankommen zu dürfen. Und in keiner dieser endlosen Stunden, in denen ich auch Überforderung und Erschöpfung kennenlernte, hatte ich das Gefühl, nicht zu arbeiten – bis das neue Unterhaltsrecht mir erklärte, dass ich in der Ehe Ferien gemacht hätte.

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