"Ich geh putzen...!"

sagt neulich eine liebe Freundin zu mir und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Ich bin kurz verwirrt...

weil ich weiß, dass Hausarbeit für sie eigentlich „Grauzone“ bedeutet und eher lähmende Gefühle hervorruft (wie auch bei mir und vielen anderen Frauen, die "das" regelmäßig und selbstverständlich machen...).

Aber meine Freundin lüftet ihr Geheimnis: sie putzt für andere und das macht ihr sichtbar Freude- so sehr, dass sie mittlerweile selbst die eigene Wohnung gern und engagiert wienert. Diese Erkenntnis lasse ich sacken. Dabei  wird mir bewusst:
Putzen für andere fühlt sich plötzlich gut an. Man hilft und erntet Dank, weil man etwas wirklich Sinnvolles getan hat. Sollten wir vielleicht öfter im Rollentausch putzen? Oder gar wechselseitig gemeinsam in einer Bude? Wir könnten uns spaßeshalber auch gegenseitig dafür bezahlen. Ich ahne, das Thema Hausarbeit lässt viel Gestaltungsraum nach oben offen...

Es wirft außerdem eine Frage in mir auf: Wohin mit dem Wunsch, etwas Bedeutsames zu tun? Durch welche Aufgaben fühle ich mich wirklich gebraucht und warum? Wodurch erfahre ich Erfüllung und warum landen so wenige bei der Beantwortung dieser Frage im Wirkungskreis ihrer eigenen Familie? Warum erlauben wir, dass uns die Aufgaben als Mutter madig gemacht werden, obwohl sie uns so viel abverlangen?

Warum lehnen wir den eigenen Hausputz ab, wenn wir ihn für andere herzlich gern tun?  Warum glauben wir der Lüge, den ganzen Tag nichts geleistet zu haben (während wir für unsere Kinder da waren), wenn wir trotzdem abends völlig erschöpft auf unser Sofa fallen? Warum sehen wir zu, dass Erzieher(innen) sich um unsere Kinder kümmern, während wir etwas wirklich „Richtiges“ tun? Warum erntet eine Mutter Lohn und Anerkennung nur dann, wenn sie ihre eigenen Kinder weggibt, um auf andere Kinder einer anderen Einrichtung (und Familie...) aufzupassen?

Autor: Romy Richter

veröffentlicht am

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