dem Trotz trotzen

Die Trotzphase der 2-Jährigen hat es in sich.

Was  also tun um diese Phase möglichst unbeschadet und mit dem größtmöglichsten Lernerfolg zu überstehen?

Zuerst möchte ich allen Eltern von Zweijährigen eine große Portion Gelassenheit verordnen. Ihr habt nichts falsch gemacht, wenn euer Kind plötzlich seinen eigenen Kopf durchzusetzen versucht. Das ist ganz einfach nun seine Aufgabe! Das Kind erklärt euch auch nicht wirklich den Krieg. Das sieht nur so aus, ist aber von Seiten des Kindes nicht so gemeint! Das Kind hat nun die Lektion „Symbiose lösen“ zu absolvieren und ihr tut gut daran, das mit allen Mitteln bestmöglich zu unterstützen. Dabei darf man als Eltern aber auch einige Hilfsmittel anwenden...

1. vorausschauend planen

Ich sollte einen Zweijährigen (eigentlich kein Kind, egal wie alt es ist) nicht ohne genügend zeitige Vorwarnung von seinem Spiel oder anderen wichtigen Aufgaben wegholen. Auch sollte ich gut prüfen, ob der Kleine jetzt vielleicht müde oder kränklich ist, bevor ich ihn z.B. mit zum Einkaufen nehme. Wenn ein Kind nicht gut drauf ist, dann ist es besonders schwierig zu „handhaben“.  Das sollte ich mit bedenken. Dann kann ich schwierige Situationen  oft schon von vornherein umgehen.

2. Akzeptieren, dass das Kind keine Puppe ist, sondern eine eigenständige Persönlichkeit!

Ein kleines Baby wird noch vieles einfach mit sich geschehen lassen. Inzwischen ist unser Kind aber zu einem willensstarken Zweijährigen herangereift. Das sollte ich akzeptieren. Wenn der Kleine versucht, seine eigenen Ideen durchzusetzen, dann tut er genau das, was in diesem Alter seine Aufgabe ist, auch wenn die Art und Weise der Durchführung noch durchaus Potential zur Optimierung hat.

3. Das Kind bei Bedarf lieber aus der Schusslinie nehmen anstatt lange zu diskutieren.

Wenn sich ein Kind zornig schreiend auf dem Boden wälzt, dann ist jedes Wort zu viel. Dann kommen Worte beim Kind nicht an. In einer solchen Situation ist es sinnvoller, sich das Kind „unter den Arm zu klemmen“ und aus der Situation weg zu tragen. In Bezug auf dumme Kommentare oder genervte Blicke netter Mitmenschen sollte man sich als Eltern eines Zweijährigen ein dickes Fell zulegen!

4. Wenn ich als Mutter darauf angewiesen bin, dass mich mein Kind liebt, um mich als gute Mutter zu fühlen, dann habe ich schon verloren!

Ich muss Disharmonie aushalten können, sonst kann ich keine gute Mutter sein. Ich bin die, mit der größeren Lebenserfahrung, die mit dem Weitblick. Das sollte ich bedenken und mir deswegen durchaus trauen, mich meinem Kind entgegen zu stellen. Ich muss das nicht bei jedem kleinen Anlass tun, aber es gibt durchaus Situationen, in denen ich mich meinem Kind entgegen stellen MUSS, damit es selbst und andere keinen Schaden leiden.
Mein Wert liegt in mir, nicht in der Anerkennung meines Kindes! Ich sollte in der Lage sein, auch den Missmut meines Kindes auszuhalten wenn ich der festen Überzeugung bin, dass dessen Entscheidung so nicht tragbar ist.
ICH bin der Chef!!! Das muss mein Kind akzeptieren (aber ich auch). Ich sollte ein guter Chef sein! Ein guter Chef akzeptiert die Grenzen seiner „Untergebenen“. Aber er setzt auch zielstrebig alles das durch, was er für richtig hält.

5. Ich sollte wenige, aber klare Ansagen machen und die auch durchsetzen.

Bitte vorher gut überlegen, ob ich das auch durchsetzen kann an dieser Stelle, in diesem Umfeld und mit diesem Kind! Meistens ist es besser, das Kind aus der Situation zu tragen als eine lange Diskussion anzufangen. Aber an einigen wenigen Stellen ist es gut und richtig, sich auf einen Machtkampf einzulassen und diesen dann auch zu gewinnen!

6. Ich darf mir Weisheit und Liebe für dieses Kind jeden Tag neu von Gott erbitten.

Ich bin nicht allein mit dieser Aufgabe, ich darf mir Hilfe „von höchster Stelle“ holen.

7. Unser Trotzkopf fordert uns als Paar heraus, miteinander zu reden, konstruktiv streiten zu lernen, sich nicht gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern zu lernen, miteinander am gleichen Projekt zu arbeiten!

Das ist auch immer wieder neu eine Aufgabe für Eltern. Und macht euch keine Sorgen: Diese Aufgabe bleibt, so lange wir miteinander Kinder erziehen. Von zwei Elternteilen hat jeder eine andere Prägung und somit auch oftmals eine andere Sicht auf bestimmte Dinge. Für unsere Kinder ist das eine absolute Bereicherung, denn wenn sich die Eltern erst einmal einig werden müssen, was wirklich wichtig ist, dann wird die Erziehung des Kindes wahrscheinlich in einem guten Mittelmaß verlaufen. Dann ist die Gefahr, dass wir ein falsches Ziel verfolgen wesentlich geringer.

Alles in Allem sind die Zweijährigen ein sehr herziges, interessantes Völkchen. Und es ist ein Vorrecht, ein solches Kind prägen und begleiten zu dürfen. Ich wünsche Jedem, der gerade an dieser Aufgabe arbeitet viel Gelassenheit und Weisheit und eine große Portion Liebe und Verständnis für diese so ganz besondere Spezies.

Autor: Mechthild Melzer

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