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Lieber Negativanpassung statt Sicherheitsgefühl

Seit etwas über einer Woche sind meine Tochter (2,5 Jahre) und ich zur Eingewöhnung im Krippenbereich einer umliegenden Kindertagesstätte. Eingewöhnt wird, wie überall hier in Berlin, über das Berliner Eingewöhnungsmodell. Die Krippengruppe besteht aus 13 Kindern, die auf zwei Erzieher verteilt werden. Neben der Eingewöhnung meiner Tochter werden vier weitere Kinder von einer Fachkraft zeitgleich eingewöhnt. Dabei handelt es sich um Kinder unter einem Jahr.

Meine Tochter wird von der zweiten Fachkraft eingewöhnt, die parallel zur Eingewöhnung meiner Tochter auch noch für die gesamte übriggebliebene Krippengruppe zuständig ist. Da das Berliner Modell bereits nach drei Tagen eine erste Trennung zwischen Mutter und Kind vorsieht, wurde nach Ablauf der drei Tage auch darauf hingedrängt. Nach 5 Minuten bekam meine Tochter durch meine Abwesenheit Angst und suchte mich verständlicherweise überall. In der folgenden Woche sollte die Trennungszeit in größeren Schritten ausgedehnt werden, obwohl ich bereits zu Beginn der Eingewöhnung angegeben habe, mir für die Eingewöhnung ausreichend Zeit nehmen zu können, da kein Zeitstress besteht.

Meine Tochter reagierte nach dieser Trennung am selben Tag noch mit unheimlichen Trennungsängsten während des Einschlafens und einer lang anhaltenden Schreiattacke in der Nacht. Danach kam erst einmal das Wochenende und ich konnte alle Geschehnisse für mich noch einmal reflektieren. Zu Beginn der Woche habe ich mit der Erzieherin besprochen, dass ich meiner Tochter in dieser zweiten Woche gerne mehr Zeit geben möchte, sich an Räumlichkeiten, Tagesabläufe, Erzieherinnen und Kinder zu gewöhnen und weitere Trennungen erst in der dritten Woche stattfinden sollen.

Ab diesem Moment war es mit dem freundlichen Umgang zwischen mir und der Erzieherin dann auch irgendwie schon wieder vorbei. Es wurde damit argumentiert, dass meine Tochter in meinem (passiven) Beisein keine Möglichkeit bekommt eine Beziehung zu ihr aufzubauen (was übrigens Quatsch ist) und dass nun einmal nach diesem Eingewöhnungsmodell gearbeitet wird und ich das doch vorher auch wusste. Stattdessen müsste mein Kind eine Trennung doch jetzt auch schon einmal aushalten müssen (Ich finde, mein Kind sollte zu Beginn vorwiegend Spaß am Neuen haben und nicht irgendetwas "Aushalten" müssen) oder in meinem Wegbleiben auch einmal weinen dürfen, denn wie solle das Kind sie denn sonst als Trostspenderin akzeptieren.

Fakt ist, dass kein positiver und zuverlässiger Beziehungsaufbau nach so wenigen Tagen und unter gleichzeitiger Aufsicht der gesamten restlichen Krippengruppe erfolgen kann.

Um dem Kind Trost zu spenden, muss es sich doch erst einmal in einer weniger ambivalenten Beziehung zur Erzieherin befinden und zunehmend Sicherheit gewinnen. Schade, dass das dort irgendwie keiner verstehen möchte und dass dies auch als persönliche Kritik gegenüber der Erzieherin gewertet wird und ich jetzt schon darauf angesprochen wurde, warum ich mich überhaupt für eine Krippenbetreuung entschieden habe (Haha, was gibt es denn seitens der Politik noch an Betreuungsalternativen für fast Dreijährige).

Das Thema Bindung scheint in Krippen keinerlei Rolle zu spielen. Schade, dass man gerade in der Anfangszeit so wenig auf die Bedürfnisse von Eltern und Kind eingeht. Stattdessen nimmt man lieber unglückliche Eltern und verängstigte Kleinkinder mit eventuellen Trennungstraumatas in Kauf, aber das System muss schließlich so weiter laufen, denn in der kommenden Woche kommen bereits die nächsten Eingewöhnungskinder ins Hamsterrad...

Ich hoffe, dass sich in Bezug auf die Entwicklung alternativer Betreuungsmodelle und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Erzieher in den nächsten Jahren noch einiges tut.

Ich für meinen Teil bin erst einmal bedient und kann unter diesen Umständen nur jedem, der es sich finanziell leisten kann, anraten, die ersten drei Jahre mit seinem Kind daheim zu verbringen.

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